Stimme und Sprache

Lasst uns über das Sprechen sprechen

Sprache
Von Markus Böhm

Verlegenheitslaute beseitigt? Check! Optimale Haltung? Check! Dann kümmern wir uns nun um die letzte Zutat einer gelungenen Präsentation. Denn um diese mitreißend zu gestalten, müssen wir mit kraftvoller Stimme verständlich vortragen. Das Schönste dabei: Stimmen können trainiert werden. Euch bleiben manchmal die Worte im Hals stecken? Dann wird dieser Beitrag Abhilfe leisten.

Wer sprechen will, muss atmen.

Hört sich komisch an – doch wer überzeugend sprechen möchte, muss richtig atmen! Lange Sätze und ein zu hohes Tempo führen vor allem zu einem: Atemnot. Wenn Ihr also nicht atemlos durch die Präsentation ziehen möchtet, dann setzt bewusste Pausen und achtet auf eine möglichst ruhige Atmung. Einfache Atemübungen können Euch hierbei helfen. Nehmt Euch vor Eurem Vortrag 3 Minuten Zeit und atmet 8 Mal tief ein und aus. Damit beseitigt Ihr nicht nur das Zittern in Eurer Stimme, sondern senkt gleichzeitig Euren Puls. 

Apropos zittrige Stimme: Fühlt sich diese beim Vortragen flatterig an? Dann sucht Euch ein ruhiges Plätzchen und sprecht kurz vor Eurem Vortrag ein scharfes „S“ so lang und laut wie möglich aus – wie eine Schlange, die in ein Megaphon zischt. Das verleiht Eurer Stimme Halt und Stärke. 

Wie bitte, was?!

Und dann wäre da noch die Sache mit der Aussprache. Eine stramme Stimme alleine reicht nicht aus – das Gesagte sollte verstanden werden. Auch hierzu haben wir Übungen für Euch.

Starten wir mit einem Klassiker: der Korkenübung. Lest einen kurzen Text einmal laut vor. Nehmt anschließend einen Korken zwischen die Zähne und lest den Text weitere drei Male laut vor. Befreit Euch anschließend vom Korken, lest den Text erneut und Ihr werdet eine deutliche Änderung bemerken. Ein mögliches Nuscheln ist verschwunden, Eure Aussprache klar und verständlich. Diese Wirkung kann mehrere Stunden anhalten. 

Die nächste Übung kennen alle, die sich schon mal im Schauspiel versucht haben: das befremdlich wirkende Lippenlockern. Macht hierzu einfach alle denkbar komischen Geräusche: Lasst die Lippen wie ein Pferd beben, summt wie eine Hummel, räuspert Euch oder gähnt extrem. Damit lockert Ihr Euer Mundwerkzeug und verbessert Eure Aussprache ebenfalls enorm.

Den Bogen spannen – mit der Stimme.

Spannung erzeugt Ihr nicht nur mit entsprechenden Inhalten, sondern auch mit Eurer Stimme, indem Ihr dynamisch sprecht. Das bedeutet, mal im Tempo, mal in der Lautstärke zu variieren und wichtige Dinge etwas stärker zu betonen als andere. Wir alle kennen monotone Vorträge, die in gleichbleibender Stimmlage und Lautstärke vor allem eines leisten: Beihilfe zum Einschlafen. Eine Dynamik in der Stimme wirkt dagegen belebend und sichert Euch die Aufmerksamkeit Eurer Zuhörenden. 

Zu guter Letzt versucht Ihr, Eure Stimmlautstärke dem Raum entsprechend zu gestalten. Das bedeutet, dass Ihr weder zu laut noch zu leise sprechen solltet. Beide Extreme sind für Zuhörende äußerst anstrengend und wirken ermüdend. Wie Ihr die perfekte Lautstärke sicherstellen könnt? Sprecht Euch mit einem im Publikum sitzenden Teammitglied ab und vereinbart klare Handzeichen für zu laut oder zu leise. Ihr habt keine Verbündeten im Publikum? Dann kann nach den ersten Sätzen eine ehrliche Frage, ob Ihr denn auch in den letzten Reihen gut zu verstehen seid, weiterhelfen.

Auf dass das richtige Wort gefunden werde!

Macht Euch nicht zu viele Gedanken um schöne Wörter und Formulierungen. Das führt nur dazu, dass Ihr Euch verhirnt und ins Stolpern geratet. Wieder einmal zählt: Prägnant gewinnt! Je kürzer und einfacher ein Satz, umso geringer die Gefahr einer Verzettelung.

Schaut Euch außerdem ganz genau an, wer Euch denn da so gegenüber sitzt – und passt Eure Sprache entsprechend an. Habt Ihr lockere Menschen vor Euch, die nur so mit freshen Anglizismen um sich werfen? Dann darf Eure Sprache ebenfalls entspannter ausfallen. 

Und sollte es tatsächlich mal holprig laufen und Ihr Euch in Euren Formulierungen verlieren, ist das überhaupt nicht schlimm. Das passiert uns allen mal und ist vor allen Dingen eins: menschlich. Startet in diesem Fall Euren Satz einfach nochmal von vorne. Das liefert Sicherheit und hilft dabei, den Anschluss wiederzufinden.

Geständnisse waren gestern.

Sorry seems to be the hardest word – umso besser, dass wir es in einer Präsentation niemals sagen müssen. Ihr habt Euch mal versprochen? Macht nichts! Dafür muss man sich weder entschuldigen, noch zwingend den Versprecher berichtigen. Über kleine Stolpereien gehen wir schlichtweg hinweg. Das Publikum weiß schon, was gemeint war. Handelt es sich jedoch um einen inhaltlich wichtigen Punkt, dann wird er natürlich korrigiert – aber auch in diesem Fall sprechen wir keine Entschuldigung aus. 

Aber da war doch noch was? Ach ja – die Sache mit dem Vergessen. Häufig merkt man am Ende einer Präsentation, dass man einen wichtigen Punkt ausgelassen hat. Doch auch hier werden wir keine Zugeständnisse liefern – stattdessen drehen wir den kleinen Makel sogar ins Positive um. So formulieren wir keine Sätze wie „das hatte ich noch völlig vergessen“, sondern sagen „außerdem möchte ich noch hinzufügen …“. Dieses Vorgehen ist besonders clever, da Euer Publikum auf diese Weise das Gefühl bekommt, dass Euch Eure Argumente schier nicht ausgehen wollen. Überzeugung garantiert!

Man lernt nie aus.

Und so stehen wir nun da mit festem Stand, formulieren präzise mit dynamischer Stimme und verzichten auf möglichst viele Ähms oder Genaus. Damit haben wir die Grundpfeiler einer überzeugenden Präsentation erlernt und sind am Ende unserer kleinen Reihe angekommen. Doch ist es das wirklich gewesen? Wissen entwickelt sich bekanntlich stetig weiter. Falls wir also im nächsten nova-internen Präsentationstraining auf neue Themen stoßen, werden wir uns natürlich wieder melden. Bis dahin wünschen wir Euch für Eure nächste Präsentation viel Erfolg, tobenden Applaus und vor allen Dingen eine ordentliche Portion Spaß!

Markus Matt Konzepter
Markus BöhmTexter & Konzepter
Markus Matt Konzepter
Markus BöhmTexter & Konzepter